Babylon Fusion geplatzt

Aug 11, 2023
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Bildquelle: Babylon Webseite

BRAINWAVE INSIGHTS

Babylon fusioniert nicht mit MindMaze

Ein internationales Schwergewicht der digitalen Gesundheitswelt schwankt. In einer aktuellen Pressemeldung sagt Babylon Health die geplante Fusion mit dem Schweizer Startup MindMaze ab. Es wird sogar von einer möglichen Insolvenz gesprochen. Wer die Geschichte von Babylon schon länger verfolgt, wird das nicht überraschen. Für alle anderen haben wir die Entwicklungen um das britische Tech-Unternehmen genauer beleuchtet.

Babylons Aufstieg

2013 gründete der britisch-iranische Unternehmer und ehemalige Banker Ali Parsa Babylon mit der Idee, Patient:innen in Großbritannien mittels Text- und Videokonsultationen eine virtuelle Hausarztpraxis an die Hand zu geben. Bis zu ihrer Series C (2019) sammelte Babylon insgesamt etwa $ 641 Mio. ein. Insbesondere mit dem Geld aus der Series C sollten neben den telemedizinischen Services auch die Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz zur Symptomdiagnose ausgebaut werden. 2021 ging Babylon durch eine Fusion mit Alkuri Global Acquisition im Rahmen einer SPAC (Special Purpose Acquisition Company) an in Höhe von $ 4,2 Mrd. an die Börse.

Die SPAC-Falle

Rückblickend sieht CEO Parsa den SPAC-Deal als Fehlentscheidung und einen Grund für den wirtschaftlichen Abstieg des Unternehmens seit dem. SPACs sind Unternehmen, die nur für den Zweck gegründet und an die Börse gebracht werden, andere Unternehmen zu kaufen und damit an der Börse zu notieren, ohne den üblichen Prozess durchlaufen zu müssen. Doch ein Großteil der Investor:innen machte bei dem Deal einen Rückzug und brachte Babylon in finanzielle Schwierigkeiten. Mitarbeiterentlassungen und Schuldenfinanzierungen waren die Folge. Gleichzeitig hatte Babylon auch Probleme das Geschäft mit den NHS-Partnern in Großbritannien wirtschaftlich tragfähig zu machen. Deshalb fuhr Parsa die Aktivität in der UK herunter, um sich auf den US-Markt zu konzentrieren, welcher heute 90 % des Umsatzes ausmacht. 2022 bricht der Aktienkurs von knapp $ 150 auf unter $ 7 ein und sinkt 2023 auf unter $ 1.

Gescheiterte Rettung

Im Juni gab Babylon bekannt, den Vorschlag von Lead-Investor AlbaCore zugestimmt zu haben und in einen Privatisierungsprozess zu gehen. Dieser Vorschlag sah vor, dass Babylon von einem öffentlich gehandelten Unternehmen zu einer privaten Einheit übergeht und sich mit MindMaze zusammenschließt. In einer Pressemeldung aus dieser Woche heißt es jedoch überraschend, dass die Fusion nicht zustande kommt. Stattdessen wird ein Käufer für das britische Geschäft gesucht, das US-amerikanische Geschäft wird eingestellt und die unabhängige Ärztevereinigung "Meritage Medical Network" wird auch weiterhin (seit Oktober 2022) verkauft. Sollte kein Verkauf zustande kommen, müssen Maßnahmen zum Schutz vor einer Insolvenz getroffen werden.

Brainwave Fazit: Babylons Scheitern ist auf oberflächlicher Ebene eine Reihe strategischer Fehlentscheidungen des Managements. Der misslungene SPAC-Deal hat das Unternehmen zwar an die Börse gebracht, letzten Endes aber nur für Probleme gesorgt. Wir sind deshalb sehr vorsichtig hier eine Signalwirkung für den Digital-Health-Markt zu interpretieren. Der relevante Punkt in dieser Hinsicht ist, dass das Geschäftsmodell mit dem NHS nicht profitabel werden konnte. An der Vergütung führt kein Weg vorbei - auch nicht, wenn die Nutzungsraten durch die Decke schießen.

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Die beliebtesten Gesundheits-Apps in Deutschland

Diese Woche blickte die Digital Health Szene gespannt auf die Analyse, die das Handelsblatt Inside zu den Download-Zahlen von Gesundheits-Apps in Auftrag gegeben hat.

Insbesondere diese Grafik erhielt große Aufmerksamkeit.Sie zeigt die Anzahl der Downloads von Gesundheits-Apps im ersten Halbjahr dieses Jahres – aus den Stores von Google und Apple.

Wir wollen Euch noch ein paar mehr Insights dazu geben.

Bildquelle: Handelsblatt Inside / Artikel

Fernab der bloßen Download-Zahlen lassen sich die Angebot – ausgenommen der BARMER-App) – in drei Bereiche einteilen:

1. Terminbuchung
In dieser Kategorie glänzen vor allem das französische Technologie-Unternehmen Doctolib mit seiner gleichnamigen App sowie der polnische Anbieter Docplanner mit seiner jameda-App.

2. Online-Apotheke
Auf den zweiten Platz der Hitliste schafft es die App von Redcare Pharmacy (ehem. Shop Apotheke), die im Vergleich zu 2022 mehr als doppelt so häufig heruntergeladen wurde. Die Plattform Gesund.de bietet online Bestellungen bei Vor-Ort-Apotheken an und belegt den achten Platz.

3. Gesundheitsförderung & Prävention
Im Kontext Schwangerschaft reiht sich der Flo Period & Pregnancy Tracker von Flo Health direkt hinter die beiden führenden Apps ein. An neunter Stelle steht das US-amerikanische Konkurrenz-Produkt My Calender Period Tracker von SimpleInnovation. Philips Digital schafft es mit Pregnancy+, einer App, die werdende Eltern über die Entwicklung und das Verhalten in der Schwangerschaft informiert, auf Platz fünf. In der Kategorie Schlaf gehört der Sleep Monitor: Sleep Tracker von SM Health Team zu den Lieblingen. Das Schlusslicht bildet die Oral B-App von Procter & Gamble, die beim richtigen Putzen mit einer elektrischen Zahnbürste hilft.

Wir sind gespannt, wie sich die Download-Zahlen der Apps im zweiten Halbjahr entwickeln werden!

Den gesamten Newsletter mit Presseschau und einem Überblick der Finanzierungsrunden im Digital Health Startup Markt findest Du hier.
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