5G im Gesundheitswesen

Aug 18, 2021
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BRAINWAVE INSIGHTS

5G im Gesundheitswesen - Heißer Tech-Trend oder Luftschloss?

Von der neuen 5G Mobilfunk-Technologie hat mittlerweile sicher jeder schon einmal gehört. Doch was kann der Nachfolger von 4G überhaupt, welche konkreten Anwendungsfälle sehen wir in Deutschland bereits heute und wie weit sind wir noch von einer Anwendung im Gesundheitswesen entfernt?

Was ist 5G?

Kurz gesagt ist 5G die 5. Generation des Mobilfunks und somit der Nachfolger des 4G (LTE) Mobilfunkstandards. Dabei reicht die Geschichte des digitalen Mobilfunks bis 1992 zurück. Damals wurde das erste digitale D-Netz in Deutschland eingeführt und hatte etwa 530.000 Teilnehmer. Seit dem hat sich die Technologie über mehrere Zyklen erweitert und verbessert. 2010 wurde das erste Netz der 4. Generation (4G) von der Telekom Deutschland in Betrieb genommen. Als größten Unterschied hat 5G im Vergleich zu 4G eine mehr als 10-mal schnellere Datenübertragung als LTE und ermöglicht damit Kommunikation in nahezu Echtzeit (Latenzzeiten unter 1 ms vs. 60 bis 98 ms). Außerdem braucht 5G keine großen Mobilfunkmasten, sondern nur kleine Zellen in der Größe von Pizzaschachteln.

Warum ist das wichtig?

Der neue Mobilfunkstandard bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, die für verschiedene Anwendungsgebiete von Nutzen sind. Schnelleres und zuverlässigeres mobiles Internet kann z.B. im Automotive-Bereich autonome und miteinander vernetzte Fahrzeuge unterstützen, Ressourcen in der Landwirtschaft sparen oder aber auch in der Telemedizin eingesetzt werden für die Versorgung ländlicher Regionen. In der Telemedizin ist eine instabile Internetverbindung noch immer ein großes Hindernis.  

Wie weit ist 5G in Deutschland?

Im März 2019 wurden die entsprechenden Mobilfunkfrequenzen vom Bund an Telekommunikationsanbieter zum Auktionskauf bereitgestellt. Dabei hat der Bund von den Anbietern Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica und Drillisch insgesamt 6,55 Milliarden Euro eingesammelt. Seit dem wird 5G bereits in einigen Standorten in Deutschland angeboten und soll über die nächsten Jahre sukzessive ausgebaut werden. Aktuell sollen bereits Millionen von Menschen abgedeckt sein, jedoch haben die Anbieter ihre 4G-Netze meist nur mit günstigen Softwareupdates für 5G bereit gemacht. Die Endkunden sehen zwar 5G auf ihrem Smartphone, jedoch ist die Geschwindigkeit kaum besser geworden. Vollwertige 5G-Stationen gibt es in Deutschland noch wenige, besonders wenn man Deutschland mit Technologie-Hochburgen wie der chinesischen Metropole Shenzhen vergleicht.

5G im Gesundheitswesen

Im Gesundheitswesen zeigen sich perspektivisch viele Anwendungsgebiete der neuen Mobilfunkgeneration. Es könnte bspw. in quasi Echtzeit Informationen über Blutdruck und viele weitere Vitalwerte von Fitnesstrackern rund um die Uhr an die zuständigen Ärzt:innen übermittelt werden. Schnelle und präzise erfasste Informationen weiterzuleiten kann besonders in Notfällen zum überlebensentscheidenden Faktor werden. Deshalb hat der NHS in Großbritannien smarte Rettungswagen mit 5G-Technologie ausgestattet und somit den Einsatz von präziser Videodiagnostik und hochauflösenden Scannern bereits auf dem Weg ins Krankenhaus ermöglicht. Auch die Echtzeit-Lokalisation (RTLS) profitiert von zuverlässigen und schnellem Mobilfunk. Ein weiterer visionärer Anwendungsfall sind 5G-basierte Assistenzsysteme zur Unterstützung von OPs aus verschiedensten Orten der Welt (Teleoperationen). Hierdurch können Patient:innen die optimale Behandlung durch Experten erhalten, welche eigentlich tausende Kilometer entfernt sind.

Fazit

Die Möglichkeiten des 5G-Netzes sind auf den ersten Blick sehr beeindrucken. Jedoch sind wir noch weit entfernt von einem flächendeckenden Ausbau und selbst wenn das bereits heute Realität wäre, sehen wir aktuell noch ganz andere Baustellen in der digitalen Transformation des Gesundheitswesens und insbesondere der Krankenhäuser. Vielleicht werden wir in einigen Jahren aus Initiativen wie z.B. dem Krankenhauszukunftsgesetz eine Grundlage geschaffen haben 5G gewinnbringend einzusetzen. Akzeptanz und Nutzungsbereitschaft auf Seiten der Leistungserbringer und der Patient:innen sind allerdings in letzter Konsequenz ausschlaggebend dafür, wie schell neue Technologien in unserem Alltag ankommen. Nichtsdestotrotz freuen wir uns über die zukünftigen Möglichkeiten und bleiben gespannt was 5G in den kommenden Jahren ermöglicht.

REGULARIEN

Die gematik vertraut auf die Technologie von Matrix
Der Gesetzbeger gibt vor, dass das eRezept bis Januar 2022 bundesweit zum Alltag gehören soll. Dazu gehört auch, dass Ärzt:innen untereinander kommunizieren kann. Als Basis für den neuen TI-Messenger soll das Open-Messenger-Protokoll Matrix dienen. Mehr

Mögliche Beitragserhöhungen für Apotheken durch das eRezept
Ein wichtiges Thema für Apotheken ist die Abrechnung und Versicherung von eRezepten. Das Abrechnungsverfahren ist allerdings komplizierter als von Papierrezepten und lässt höhere Beiträge vermuten. Zu diesen Themen beraten sich derzeit der DAV, Rechenzentren und Krankenkassen. Mehr

Ärzte ohne TI-Anschluss werden sanktioniert
Die Fristen des Gesetzgebers zur TI stehen, doch viele Praxen haben den Anschluss an die TI noch vor sich. Diesen Praxen und vor allem den Gutverdienern unter ihnen, drohen Sanktionen bis Ende des Jahres. Hochrechnungen zufolge könnte das mehr als 10.000 Heilberufler betreffen. Mehr

PICK OF THE WEEK

Der FemTech Markt ist ein spannendes Thema im Digital Health Bereich, deswegen wollen wir mehr mit Euch darüber sprechen!

Vor ein paar Wochen haben wir Euch bereits die erste Podcastfolge der Reihe FemTech „Wie Frauen jetzt von digitaler Medizin profitieren können“ gezeigt, in welcher unsere Digital Health Expertin Luisa Wasilewski und Peggy Reichelt von XbyX den FemTech Markt und dessen Potenzial für Frauen erörtern.

Heute wollen wir Euch den zweiten Teil der Reihe von Andrea Buzzi vorstellen: „Wie FemTechs erfolgreich werden können - das Beispiel Ava“. Zu Gast sind Naemi Benz, COO bei Ava und Philipp Große, Marketingleiter beim Pharmaunternehmen Aristo.
Ava ist ein FemTech Startup aus der Schweiz und bietet ein Fruchtbarkeitsarmband an, das physische Daten trackt und den Fruchtbarkeitsstatus von Frauen evaluiert. Mit Aristo Pharma hat Ava einen starken Partner ins Boot geholt, der dabei unterstützt das Produkt weiter auf dem Markt zu verbreiten und auch mehr Ärzt:innen zu adressieren.

Wenn Ihr erfahren wollt, wie Investoren auf das FemTech Produkt reagiert haben und welche Rolle PR bei Ava gespielt hat, hört gerne in die aktuelle Folge hinein.

Happy Listening!

Bildquelle: E-Health Pioneers
Den gesamten Newsletter mit Presseschau und einem Überblick der Finanzierungsrunden im Digital Health Startup Markt findest Du hier

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